Von Freud zu Jung
Sind wir nicht Bürger zweier Welten? - Leben nicht zwei
Wesenheiten in uns, sich bewegend auf grundverschiedenen
Erlebnis-Sphären? Beherrschen uns nicht zwei gesonderte
Bewußtseinszustände, die im Rhythmus von Schlaf und Wachen
ständig wechseln? –
Jede Nacht betreten wir das geheimnisvolle Reich des
Traumes, lassen uns von seinen Gaukelkünsten faszinieren,
beglücken, beunruhigen, quälen. Meist sind es nur kümmerliche
Fragmente, die wir herüberretten; mitunter ist es das dumpfe
Gefühl, irgend etwas habe sich ereignet, irgend etwas sei mit
uns vorgegangen. Oft fehlt auch dies. Verständlich, wenn
manche behaupten, noch nie im Leben geträumt zu haben.
Lange wurde der Traum als etwas Sinnloses, Wertloses
abgetan. Wer achtete schon seiner? Tat es jemand, so galt er für
rückständig, einfältig, abergläubisch. Wem aus der Reihe der
Wissenschaftler und aufgeklärter, gebildeter Laien wäre es
damals in den Sinn gekommen, der unverständlichen
Bildersprache des Traumes mit ihrem krassen Kunterbunt,
ernsthaft Bedeutung beizumessen? Mitleidigen Lächelns
überließ man die angebliche Entschleierung dieses Wirrwarrs
Okkultisten und sonstigen Phantasten. Jeder, der auf den
gesunden Menschenverstand schwur, fand es unter seiner
Würde, sich mit solchen Abfallprodukten eines kontrollos
arbeitenden Gehirnes zu beschäftigen. ‚Träume sind Schäume’,
hieß die Losung einer Zeit, die die menschliche Seele aus den
Hörsälen verwiesen hatte.
Mochte immerhin der allmächtige Zufall hartnäckig schwer
zu leugnende Zusammenhänge zwischen Traum und Tag-
Erleben aufzeigen, man achtete nicht darauf, wollte es einfach
nicht wahrhaben.
So ist es als wahrhaft kopernikanische Tat zu werten, daß der
1856 geborene Arzt Sigmund Freud den Mut aufbrachte,
entgegen der Meinung seiner Zeit, sich eingehendst mit dem
Traum und dessen Symbolik zu beschäftigen und die
Erfahrungen hieraus in seiner Praxis therapeutisch auszuwerten.
Damit war die Vormachtstellung des Wachbewußtseins
gebrochen. Erstmalig rückte das Unterbewußtsein in das
Blickfeld exakt-wissenschaftlicher Betrachtung, und der Traum
war der sicherste und nächste Weg zu diesen bisher kaum
betretenen Gefilden.
Freud erkannte den Traumzustand sehr richtig als Mittler
zwischen Wachdenken und Unbewußtem.
Leider kann dem Begründer der Psychoanalyse der Vorwurf
der Einseitigkeit nicht erspart bleiben. Das von ihm geschaffene
System wurzelt zu sehr im Nur-Sexuellen. Für ihn spricht aus
jedem Traum sinnliches Verlangen, sprachen heimliche, zumeist
nicht eingestandene oder gewaltsam verdrängte Wünsche
unserer Triebnatur.
Mit dieser Auffassung geriet er in Gegensatz zu seinem
vierzehn Jahre jüngeren Zeitgenossen und Schüler Alfred
Adler, dem Schöpfer der Individualpsychologie.
Huldigte Freud einem Pan-Sexualismus, sind es für Adler
Gegensätze zwischen dem Lust- und dem Realitätsprinzip,
zwischen der Libido und der Anpassung an Gesetz, Moral usw.,
- so führt letzterer alles auf den Gegensatz zwischen Wollen und
Können zurück; der Wille zur Macht einzig und allein ist es, das
Streben sich durchzusetzen.
Für Adler bedeutet also das Traumgeschehen die mehr oder
minder geglückte Erfüllung der Absichten des im Alltag
geduckten Machtbewußtseins. In jedem Falle ist das
Machtverlangen das Primäre, selbst dort, wo scheinbar
zweifelsfrei sexuelle Motive zutage treten; da ja für Adler auch
die gegenseitige Anziehung der Geschlechter ein Kämpfen, ein
Ringen ist um die Vormachtstellung. Sexuelle Potenz ist für ihn
ein Machtfaktor. In der Hauptsache jedoch hält er den Traum für
ein krankhaftes Produkt.
Bestimmt liegt einer großen Zahl von Neurosen, besonders in
jüngeren Jahren, nichterfülltes Geltungsstreben zugrunde. Der
richtig analysierte Traum vermag ohne weiteres die
krankmachenden Ursachen verborgener Seelentiefen
aufzuhellen; denn oft schildert er Situationen, die wir nicht
wahrhaben wollen. Nicht zu Unrecht spricht man von ihm als
einem Reinigungsprozeß der Seele. –
Wie sich nun Adlers Theorie in zahlreichen Fällen
bewahrheitet, bewährt sich auch Freuds Behauptung von der
Allmacht des Sexus, der Libido, bei vielen Individuen,
insonderheit bei niederen, trieb verhafteten Naturen. In den
ersten Jahren der Psychoanalyse mag dies sogar noch stärker
seinen Ausdruck gefunden haben. Die Menschen lebten in jenen
Tagen vor den beiden Weltbränden unbeschwerter, bar
drückender materieller Lasten. Der Großteil der Begüterten
damals neigte zu Wohlleben, Genußsucht und Verweichlichung.
Bezeichnend spricht man heute von der sogenannten
„Plüschkultur“ jener Zeitepoche, die zugleich ein Übermaß an
Muckertum, Scheinheiligkeit und Heuchelei hinter ihrer
untadelig scheinenden Moralfassade barg.
Mögen immerhin - besonders für den Durchschnittsmenschen
- Gier nach Befriedigung des Triebsinnlichen und der Wunsch
nach Erlangung von Einfluß und Macht eine das Traumleben
ständig speisende Quelle sein und ungezählte Nachtgesichte auf
dieser Basis ihre Enträtselung finden - zu vieles bleibt noch,
dem die beiden vorgenannten Motive nicht unterschoben werden
können, obgleich jene Schulen oft versuchen, auch diese
Traumkategorien in das Prokrustesbett ihrer Deutungsregeln zu
zwängen.
Dies Fehlende erkannte vor allem der Schweizer Arzt C.G.
Jung. Für ihn ist der Traum die Selbstdarstellung der aktiven
Lage des Unterbewußten in symbolhafter Form; und dieses
Unbewußte ist ihm nicht mehr nur Rumpelkammer, die Kloake
Freud’scher Schule, ihm ist es der Quellgrund, dem die Urbilder
entsteigen, die schöpferischen Kräfte eines großen „Innen“.
Während Freud und Adler nur von einem persönlichen
Unterbewußtsein sprachen, aus dessen Inhalt sich Träume
formen, prägte Jung bekanntlich den erweiternden Begriff vom
„Kollektiven Unbewussten“, auf ein Substrat, auf eine
Seelenschicht weisend, an der wir alle - über Rassen-, Kultur-
und Bewußtseinsunterschiede hinaus - gemeinsam Anteil haben.
Es handelt sich, mit Jungs Worten, „rein psychologisch
genommen - um gemeinsame Instinkte des Vorstellens und des
Handelns“. Dieses kollektive Unbewußte, mit seinen in ihm
ruhenden Urbildern, den oft zitierten Archetypen, seinen
Bewußtseinsinhalten an Menschheitserfahrung, den urtümlichen
Instinkt der Volks- und Familienseele usw. gestattet Jung und
seiner Schule schier unbegrenzte Möglichkeiten der
Traumauswertung.
Keineswegs jedoch leugnen sie die Verdrängungstheorie
ihrer Vorläufer. Ja, sie gehen sogar darüber hinaus. Nicht nur
Schlechtes, sagen sie, auch ungelebte Werte sinken hinab ins
Unbewußte. Nicht zu vergessen ferner die Bedürfnisse religiöser
Natur, wurzelnd im Urtrieb, vom modernen Menschen leider
vielfach verdrängt.
Obzwar Jung striktens sich verwahrte, sein System mit
Metaphysik in Beziehung zu setzen, schlug er ungewollt doch
die Brücke, die zwangsläufig dahin führt. Spricht nicht der
moderne Tiefenpsychologe Jungscher Prägung von einem
„Urwissen der Welt“, das durch die Erfahrungen jeder neu
hinzukommenden Generation an Bereicherung erfährt?
Von diesem großen Unbewußten besitzen wir alle einen Teil.
Wir schöpfen einfach aus dem gigantischen seelischen
Reservoir, vermöge jenes in uns wesenden kollektiven
Unbewußten.
Der Gedanke klingt nicht neu. Längst hat er in esoterischen
Lehren seinen Ausdruck gefunden. Denken wir nur an die
Gruppenseele. Auch diese sammelt und verwertet die Eindrücke
unzähliger Generationen und übermittelt dies Erfahrungsgut
ihrerseits wieder als das, was wir gemeinhin Instinkt nennen,
wie ich in meinem Buch über die Tierseele näher dargelegt
habe.
Als Parallele dazu kann bis zu einem gewissen Grade die
Akasha-Chronik der Theosophen, das „Gedächtnis des Logos“
angesprochen werden.
In ähnlichem Sinne der Paläontologe Prof. Dr. Edgar
Dacqué: „Wenn wir die Wege erkennen wollen, auf denen
mythisch schauende und wissende Menschen in die innere
Natursphäre eindrangen, die unserem Wachbewußtsein und
Intellekt so völlig unzugänglich ist, so müssen wir uns vor allem
über den letzten Rest dieser inneren Schau und dieses inneren
Gesichtes, das wir bei uns selbst noch finden, klar werden: das
ist der Traum und das Hellgesicht. Die Träume - das muß
festgehalten werden - kommen aus dem Unbewußten, sie
kommen aus dem Unterseelischen; sie sind nicht einfach
Erinnerungen und Kombinationen aus den Erlebnissen des
Tages, sind nicht nur von Leibreizungen verursacht, wenn sich
auch natürlich solche Träume, die eben mehr oberflächlicher Art
sind, stets einstellen.
Solche Tagesreste geben nur das Bildmaterial zu echtem tiefen,
aus dem Unterseelischen kommenden Wissen, und der
träumende Geist ... knüpft daran, jene tieferen Einblicke, die er
aus dem Unbewußten erhält, und die nun in dem reflektierten
Bewußtsein eben als Bilder und Bildkombinationen erscheinen
...“
Mittwoch, 26. Dezember 2007
Traumdeutung Von Freud zu Jung
Sonntag, 16. Dezember 2007
Traumsymbole
Traumsymbole, verschieden gedeutet in verschiedenen
Schulen
„Träume sind Schäume“ betitelte P. Philipp Schmidt, J.P. in
einem vor Jahren weitverbreiteten Pamphlet seine Angriffe
gegen die Auswertung der Träume. In einer Zeit, die sich die
Entdeckungen Freuds, Adlers, Jungs u.a. längst zunutze gemacht
hat, überraschte Schmidt mit diesem längst überholten,
grundfalschen Slogan. Kein Vernünftiger wird ihm beipflichten,
wenn er zu behaupten wagt: „Jeder weiß, welch’ verworrenes
und ungereimtes, ja welch ‚tolles Zeug’ geträumt wird ...“
Wirr, ungereimt, toll für den Unkundigen, nicht für den
geschulten Therapeuten, dem sich daraus tiefste Einblicke in das
Seelenleben eröffnen. Traumas, Verdrängungen, Komplexe
geben sich in Bildern kund, Traumsymbole weisen nicht selten
den Weg zur Gesundung. Undenkbar eine moderne
Psychotherapie ohne Traumanalyse. Kein Wort davon bei P.
Philipp Schmidt, der bloß die Frage aufwirft: „Wie soll aus
diesem verworrenen Inhalt die Zukunft gedeutet werden?“
Nun um Zukunftsschau geht es ja nicht in erster Linie, sondern
zumeist um Innenschau auf tiefenpsychologischer Basis. Was
freilich nicht ausschließt, daß der Traum noch andere Gesichter
vermittelt, auch solche prophetischen Charakters. Doch davon
später. Vorerst sei gezeigt, wie grundverschieden die drei
großen Schulen die Traumsymbolik beurteilen.
Einem jungen Mann träumte, er liegt mit seiner Mutter im
Bette. Plötzlich wurde die Mutter immer größer, wuchs ins
Riesenhafte und nahm schließlich allen Raum ein, bis der Mann
zuletzt, völlig verdrängt, aus dem Bette fiel.
Nach Freud: Einwandfreier Ödipus-Komplex. Daß der
urgeheime Wunsch, das Verruchte nicht Tat wurde, dafür sorgte
der „innere Zensor“; denn selbst im Unterbewußten, selbst im
Traume ist, nach Freud, unseren unerlaubten Regungen eine
Grenze gezogen, analog unserem Gewissen, was später ein
anderer Traumforscher, der Arzt Dr. Wilhelm Stekel, ebenfalls
deutlich aussprach, dem der Traum, „der Strom der Seele ist, der
durch das Filter des Gewissens aus unerforschter Tiefe in die
Höhe steigt.“
Die Auswertung der Schule Adlers? - Von einem
widernatürlichen Trieb keine Spur. Machtstreben, Machtkampf
einzig und allein liegt diesem Traum zugrunde. Was insofern
stimmt, da - wie es sich herausstellte - die Mutter eine äußerst
energische Frau war, die die Alleinherrschaft im Hause führte
und keinen anderen Willen neben sich duldete.
Obzwar das System Adlers einen realen Kern aus dem Traum
herauszuschälen wußte, gibt sich die Methode Jungs damit nicht
zufrieden.
Nicht die Traumgestalt der leiblichen Mutter ist es, die den
Träumenden quält, - der Archetypus, das Urbild des
Mütterlichen an sich entstieg symbolhaft unterbewußten
Gründen. Das Mutterhafte in der eigenen Seele! Das
Muttergebundene des Mannes, der in den Tiefen seines
Unbewußten ein der Mutter bedürftiges Kind geblieben ist. -
Das Mutterhafte ist das treibende Moment in ihm, das ihn
vollkommen beherrscht, dessen er sich nicht erwehren kann.
Das Urhaft-Mütterliche ist in seinem Seelenraum zu groß
geworden und versucht ihn vollends zu verdrängen.
Dieser auf den ersten Blick scheinbar sexuell betonte Traum
symbolisiert in seiner letzten Folgerung demnach die
Muttergebundenheit des Träumers. Tatsächlich stand der an
einer schweren Neurose Erkrankte völlig unter dem Einfluß
seiner willensstarken Mutter. Ohne eigene Initiative,
unselbständig wie ein Kind, ließ er sich von ihr leiten, ließ sich
hegen und pflegen.
Dieser Traumvorgang hätte sich auch in einem anderen Bilde
offenbaren können, etwa dem einer immer größer werdenden
Spinne. Sie stellt in der Ursymbolik das Mütterliche dar, das
Eingesponnen-sein in das mütterliche Seelennetz.
Mannigfaltig ist die Sphinxnatur des Traumes, mannigfaltig
daher die Deutungsmöglichkeiten.
Seine Problematik ist kaum auszuschöpfen. Weder
individuelles Unterbewußtsein noch das kollektive Unbewußte
vermögen die letzten Rätsel des Traumgeheimnisses zu lösen.
So manches Traumbild heischt eine metaphysische Lösung, die
ihm aber die rationale Traumforschung versagen muß, will sie
ihr derzeitiges Lehrgebäude nicht erschüttern.
Unvoreingenommene Forscher setzten sich erfreulicherweise
über bestehende Vorurteile hinweg. Kühn stießen sie ins
Transzendentale vor. Ist für Freud der Traum die „via regia, die
königliche Straße zum Unbewussten“, so ist für den
hannoverianischen Nervenarzt Dr. Georg Lomer - der sich
aufgrund eigener Erlebnisse vom Materialisten zum Okkultisten
durchgerungen - der Traum „das erste Tor ins Jenseits“.
Mit dieser Erkenntnis befindet sich der exakte Mediziner völlig
im Einklang mit der esoterischen Forschung und bestätigt die
Ansicht C.W. Leadbeaters: „Was zuerst nur Traum erscheint,
kann das Portal sein, welches den Zutritt zu jenem höheren
Reich gestattet, wo allein wahre Vision möglich ist,“
Luzide Träume 7
Ein Modell der Wirklichkeit
Es gibt ein interessantes Realitaets-Modell, welches zur Einordnung der
Traumwelten besonders gut geeignet ist: das Modell von Castaneda bzw. seinem
Lehrer Don Juan. Das will ich hier kurz vorstellen, ausfuehrlich nachzulesen
ist es in [3,5,6]. Folgendes sei daraus zitiert:
Don Juan ueber Wahrnehmung
1. Das Universum ist eine unendliche Ansammlung von Energiefeldern, die duennen
Lichtfasern gleichen
2. Auch die Menschen bestehen aus einer unendlichen Zahl von faserfoermigen
Energiefeldern. Diese Emanationen bilden ein abgeschlossenes
Agglomerat, das sich als Lichtkugel von der jeweiligen Koerpergroesse einer
Person darbietet: wie ein grosses leuchtendes Ei, mit seitwaerts gestreckten
Armen
3. Nur ein sehr kleines Spektrum von Energiefeldern im Innern dieser leuchtenden
Kugel wird erhellt, und zwar von einem intensiv leuchtenden Punkt, der sich an
der Oberflaeche der Kugel befindet
4. Wahrnehmung findet statt, sobald die Energiefelder dieses kleinen,
unmittelbar an den leuchtenden Punkt angrenzenden Spektrums ihr Licht aussenden,
um identische Energiefelder ausserhalb der Kugel zu erhellen. Weil nur jene
Energiefelder wahrnehmbar sind, die durch den leuchtenden Punkt erhellt werden,
bezeichnet man diesen Punkt als 'Punkt, wo die Wahrnehmung montiert wird', oder
kurz als *Montagepunkt*
5. Der Montagepunkt kann aus seiner gewohnten Position an der Oberflaeche der
leuchtenden Kugel in eine andere Position an der Oberflaeche oder im Innern der
Kugel verschoben werden. Weil das Leuchten des Montagepunktes alle
Energiefelder, die es beruehrt, erhellen kann, wird der Montagepunkt, sobald er
sich in eine neue Position bewegt, sofort neue Energiefelder erhellen und mithin
wahrnehmbar machen. Diese Wahrnehmung bezeichnet mal als *Sehen*
6. Sobald der Montagepunkt sich verschiebt, ermoeglicht er die Wahrnehmung einer
ganz anderen Welt, die ebenso faktisch und objektiv ist wie die Welt, die wir
normalerweise wahrnehmen. Der Zauberer kann in jene andere Welt gehen, um sich
dort Energie und Loesungen fuer allgemeine und besondere Fragen zu holen -
oder um das Unvorstellbare zu schauen
7. Die Zauberer streben nach dem Ziel, einen Zustand absoluter Bewusstheit zu
erreichen, um alle Moeglichkeiten der Wahrnehmung zu erfahren, die uns Menschen
offenstehen. Zu diesem Bewusstseinszustand gehoert sogar eine andere Art zu
sterben.
Auch gewisse praktische Kenntnisse gehoerten zu der Lehre ueber die Beherrschung
des Bewusstseins. So lehrte Don Juan mich die notwendigen Methoden, um den
Montagepunkt zu bewegen. Zu diesem Zweck hatten die Zauberer alter Zeiten zwei
grosse methodische Systeme ersonnen: das *Traeumen*, naemlich die Kontrolle und
praktische Nutzung der Traeume; sowie das *Pirschen*, naemlich die Kontrolle des
Verhaltens [in der Alltagswelt]
[das war jetzt mal ganz grob die Erklaerung der Wahrnehmung. Jetzt zu den
Traeumen, praegt Euch dazu Punkt 4 bis 6 genau ein]
Don Juan und das Traeumen
Eine grosse Entdeckung der alten Zauberer war, dass der Montagepunkt [Mp] sich
im Schlaf sehr leicht verschiebt. Dies fuehrte sie zu einer weiteren Erkenntnis:
dass die Traeume durchaus etwas mit dieser Verschiebung zu tun haben. Die alten
Zaeuberer *sahen*: je groesser die Verschiebung, desto ungewoehnlicher der Traum
- und umgekehrt. Deshalb ersannen sie raffinierte Techniken, um eine
Verschiebung des Montagepunktes zu erzwingen. So nahmen sie etwa Pflanzen ein,
die veraenderte Bewusstseinszustaende hervorrufen koennen; sie setzten sich
Zustaenden wie Hunger, Erschoepfung oder Stress aus; und sie suchten vor allem
ihre Traeume zu kontrollieren. Auf diese Weise, und vielleicht ganz
unwissentlich, begruendeten sie die Kunst des Traeumens. [..]
Die Zauberer betrachten das *Traeumen* als eine hochentwickelte Kunst. Naemlich
die Kunst, den Mp absichtlich aus seiner ueblichen Position zu verschieben, um
den Bereich dessen zu steigern und zu erweitern, was der Mensch wahrnehmen kann.
Die alten Zauberer gruendeten diese Kunst auf fuenf Bedingungen, die sie im
Energiefluss menschlicher Wesen *sahen*.
Sie *sahen* erstens, dass nur jene Energiefasern, die direkt durch den Mp
hindurchgehen, zu kohaerenten Wahrnehmungen zusammengesetzt werden koennen.
Sie *sahen* zweitens, dass - wenn der Mp in eine andere Position verschoben
wird, und sei die Verschiebung noch so gering - andere und ungekannte
Energiefasern durch ihn hindurchgehen, die das Bewusstsein aktivieren; dadurch
kommt es zu einer Zusammensetzung dieser ungekannten Energiefelder zu einer
klaren, kohaerenten Wahrnehmung.
Sie *sahen* drittens, dass der Mp - bei gewoehnlichen Traeumen - sich leicht von
selbst in eine andere Position an der Oberflaeche oder im Innern der leuchtenden
Eigestalt verschiebt.
Sie *sahen* viertens, dass der Mp veranlasst werden kann, sich in Positionen
ausserhalb der leuchtenden Eigestalt zu bewegen: in die Energiefasern des
gesamten Universums.
Und die *sahen* fuenftens, dass es durch Disziplin moeglich ist, im Schlaf, bei
gewoehlichen Traeumen, eine systematische Verschiebung des Montagepunktes zu
erreichen und einzuueben [!!!]
Luzide Träume 6
Gefahren luzider Traeume
Je klarer die luziden Traeume werden und je laenger die Phasen dauern, desto
schwerer kann es werden, zwischen Traum und Alltagswelt zu unterscheiden. Man
sollte schon einigermassen fest in der Alltagswelt stehen, sonst koennte man
den Boden unter den Fuessen verlieren (was frueher oder spaeter aber
wahrscheinlich sowieso passiert :-)
Man kann sich in die Erforschung der Traumwelten ziemlich reinsteigern, also
Vorsicht. Wer sich oefters in diesen Welten aufhaelt, sollte sich auf alle
Faelle mal zu Gemuete fuehren.
Luzide Träume 5
Verlängern der luziden Phasen
Hier ist zu unterscheiden zwischen Techniken, die man waehrend eines LT's
einsetzt, um ein Rausfliegen zu verhindern, und Techniken, um im
Alltagszustand genuegend Energie fuer luzide Traeume sammeln zu koennen.
a) Techniken im luziden Zustand:
Man kann versuchen, bewusst Einfluss nehmen auf die Helligkeit im Traum. Grob
gesagt, je heller, desto laenger dauern dann die luziden Phasen, habe ich
festgestellt (natuerlich nur, wenn man die Regeln einhaelt, um nicht
vorzeitig rauszufliegen).
Wenn man merkt, dass sich die Traumwelt aufloest, kann man sich auch schnell
mit geschlossenen Augen um die eigene Achse drehen, mit etwas Glueck landet
man in einer neuen luziden Welt. Hat sich bei mir allerdings nicht gut
bewaehrt, ich fliege meistens trotzdem raus.
Wenn man direkt nach einer luziden Phase aufwacht, sollte man sich bewusst
sein, dass man moeglicherweise noch nicht in der Alltagswelt aufgewacht ist!
Dieser Effekt kann sogar mehrfach auftreten. Man sollte in einer solchen
Situation einen Realitaets-Test machen, was nicht ganz einfach ist, denn das
Aufwachen wirkt gewoehnlich *sehr* real, oft ist auch die Welt ueberhaupt
nicht verschwommen. Ein bisher immer gueltiges Kriterium, das ich fand,
ist das Gefuehl beim Aufstehen. Schwer zu beschreiben, aber das Koerpergefuehl
ist einfach anders. Ansonsten faellt mir nur noch die Kontinuitaet der Zeit
ein: je laenger die kontinuierliche Ereigniskette ist, an die man sich seit
dem Aufstehen erinnern kann, desto wahrscheinlicher ist man in der
Alltagswelt. Man sieht, luzide Traeume koennen ziemlich verwirrend und
gefaehrlich werden, wenn man nicht mehr zwischen Alltagswelt und LT's
unterscheiden kann !
Nachtrag: vor kurzem habe ich noch einen anderen Realitaets-Test ausprobiert,
der relativ sicher zu sein scheint: man haelt sich die Nase zu und atmet ein
(bei geschlossenem Mund). Wenn es keine Schwierigkeiten beim Atmen gibt, ist
man im Traumkoerper. Vorteil dieser Technik: man braucht dazu keine grosse
Konzentration, sie ist schnell und simpel auszufuehren, und funktioniert auch,
wenn man in voelliger Dunkelheit 'aufwacht'.
b) Verhaltensweisen in der Alltagswelt:
man kann durch obige Techniken luzide Phasen nur bis zu einem gewissen Grad
verlaengern, denn irgendwann ist die Traumenergie einfach erschoepft. Die
Frage ist, durch welche Verhaltensweisen in der Alltagswelt kann man
Traumenergie ansammeln und welche Handlungen brauchen Traumenergie auf ?
Dieses Gebiet ist noch ziemlich unerforscht, und jeder von euch ist
aufgefordert, eigene Experimente zu unternehmen. Ein guter Einstiegspunkt
sind sicher Carlos Castanedas Buecher (besonders [2]). Die Anweisungen, die er
von Don Juan erhaelt, zielen groesstenteils darauf ab, Energie zum Traeumen
freizusetzen, die gewoehnlich an andere Dinge gebunden ist (zb das Klammern
an materielle oder soziale Werte). Die diesbezueglich wichtigste Technik, die
er beschreibt, ist die Rekapitulation des Lebens [3]. Ziel dabei ist es,
saemtliche Energie, die man in frueheren Erlebnissen zurueckgelassen hat,
wieder einzusammeln. Dadurch werden die Erlebnisse sozusagen emotions-neutral
gemacht. In letzter Konsequenz fuehrt diese Technik zur Aufloesung der
Vergangenheit, die Erinnerungen werden sozusagen freigegeben, und das Ego
wird kleiner bzw. verschwindet ganz. Das kann auch ziemlich furchterregend
sein...
Luzide Träume 4
Stabilisieren der luziden Welt
Ist man in der Traumwelt luzid geworden, sollte man ein paar Regeln einhalten,
um nicht gleich wieder rauszufliegen (also aufzuwachen oder in einen
nicht-luziden Traum abgleiten).
1. Emotional weitgehend unbeteiligt bleiben !
Das geht los beim luzid werden: gerade
Anfaenger freuen sich gewoehnlich sehr darueber und werden sehr aufgeregt
(toll, ich bin luzid !) und fliegen deshalb recht schnell wieder raus. Im Lauf
der Zeit sollten luzide Traeume zu etwas 'Normalem' werden, man sollte also
waehrend dem Zustand nicht davon beeindruckt sein. Hat man den ersten
Augenblick ueberstanden, kommen die naechsten Huerden: saemtliche
menschlichen Triebe haben im luziden Zustand eine groessere Macht ueber uns
als in der Alltagswelt, weil die sozialen Filter wegfallen. Es ist deshalb
nicht leicht, sinnvolle Aktionen durchzufuehren, man wird schnell abgelenkt.
Der Traumkoerper muss erstmal etwas diszipliniert werden, er darf sich
nicht einfach wie ein Blatt im Wind bewegen, sondern sollte unserem Willen
gehorchen. Das erfordert viel Uebung. Hilfreich ist, wenn man sich schon
vorher ueberlegt hat, was genau man im naechsten luziden Zustand machen
will. Manchmal (bei weitem nicht immer) erinnert man sich dann daran und
kann halbwegs nach einem Plan vorgehen. Wer Probleme hat, sich im Traum an
die Ziele, die man sich im Wachzustand gesetzt hat, zu erinneren, kann sich
ein Sigill auf seine Hand malen (mit dem Inhalt der geplanten Aktionen) und
es dann in sein Unbewusstes versenken. Der Traumkoerper wird das Sigill auf
seiner Hand sehen und es ohne Probleme verstehen, sprich in die gewuenschten
Handlungen umsetzen.
Faustregel: starke emotionale Beteiligung kostet viel Traumenergie und
fuehrt fast immer zu einem vorzeitigen schnellen Ende der luziden Phase.
Ganz deutlich merkt man das bei sexuellen Aktivitaeten in einem LT. Solchen
Dingen also moeglichst aus dem Weg gehen, auch wenn's schwerfaellt :-)
2. Nichts laengere Zeit fixieren !
Die meisten Traumwelten haben die Angewohnheit, fluechtiger als die
Alltagswelt zu sein. Man hat oft das Gefuehl, nicht richtig sehen zu
koennen, weil es verschwommen oder dunkel ist. Das bedeutet, die Wahrnehmung
ist nicht voll auf diese Welt eingestellt. Jetzt darf man einen Fehler nicht
machen: einen Gegenstand der Umgebung fuer laengere Zeit fixieren, um ihn
scharf gestellt zu bekommen. Man fliegt naemlich dann gewoehnlich raus aus
dem Traum, die Welt loest sich auf. Um seine Umgebung zu erkunden, sollte
man besser die Technik des Anhaltepunktes verwenden: man sucht sich einen
Gegenstand der Umgebung als Ausgangspunkt aus, zu dem man regelmaessig
wieder zurueckkehrt zwischen dem Betrachten anderer Gegenstaende. Jeder
Gegenstand wird nur fluechtig angeschaut ! Damit kann man die Welt
einigermassen stabilisieren. Die eigenen Haende sind zum Beispiel gut
geeignet als Ausgangspunkt, weil man die meistens bei sich hat :-)
Oft hilft es auch, einfach mal loszulaufen, dann aendert sich naemlich auch
die Umgebung, und die Gefahr des Fixierens ist geringer. Das ist meine
bevorzugte Methode, um mich in der luziden Welt zu halten.
Eine weitere Moeglichkeit ist es, irgendwelche Gegenstaende kurz (!) zu
beruehren, das ergibt auch einen engeren Kontakt zur Traumwelt und somit
eine Stabilisierung.
Luzide Träume 3
Ausloesen luzider Traeume
Es gibt diesbezueglich unzaehlige Techniken (siehe [4]), aber meiner Erfahrung
nach sind nur drei Dinge wirklich notwendig, um luzide Traeume zu haben:
1. Gute Traumerinnerung. Obwohl das vordergruendig nicht direkt mit luziden
Traeumen zu tun hat, ist es eine notwendige Voraussetzung fuer luzide Traeume,
wie jeder Praktiker bestaetigen wird.
Zu diesem Zweck fuehrt man am besten ein Traumtagebuch, wo man morgens recht
bald nach dem Aufwachen (die Erinnerung geht sonst sehr schnell verloren)
Stichworte aller Traeume, an die man sich erinnert, eintraegt. Nicht
verzweifeln, wenn man sich mal an nichts erinnert. Wenn man taeglich seine
Eintragungen macht, steigert sich das Erinnerungsvermoegen erstaunlich
schnell.
2. Ernstnehmen der Traeume. Das bedeutet, sich wirklich regelmaessig mit ihnen
auseinanderzusetzen und Traeume als eigenstaendige Welt anzuerkennen. Durch
das Fuehren eines Tagebuches wird auch dieser Punkt erfuellt. Wenn man
Punkt 1 dann einmal einigermassen geschafft hat, genuegt es auch, nur noch
die luziden oder sonstige aussergewoehnliche Phasen zu notieren, *wenn* man
sich weiterhin staendig in irgendeiner Form mit den Traumwelten
auseinandersetzt.
3. Ausreichend Schlaf ! Das sagt jedenfalls meine Erfahrung. Fast alle meine
luziden Phasen traten morgens auf, nachdem ich schon mindestens 7 Stunden
geschlafen hatte. Je laenger, um so besser und um so wahrscheinlicher eine
luzidePhase. Waehrend den echten Erholungsphasen, wo der Koerper den Schlaf
braucht, ist an luzide Traeume kaum zu denken. Erst wenn das Bewusstsein
(oder wer auch immer) in die Uebergangs-Phase zwischen Wachsein und Schlafen
eintritt, wird es interessant. Man kann sich auch mittags oder nachmittags
fuer 2 Stunden hinlegen, da ist es manchmal moeglich, direkt in einen LT
einzutauchen. Die Traum-Qualitaet ist dann aber meistens etwas chaotischer
als bei LT's, die am Ende der Nachtruhe auftreten.
Sind diese drei Dinge erfuellt, ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich
luzide Phasen einstellen. Es gibt natuerlich auch Techniken, um LT's jederzeit
aus dem Wachzustand heraus auszuloesen, aber ich habe noch keine praktische
Erfahrung damit, deswegen darueber nichts...
Also gut, die drei Punkte sind erfuellt, wie loese ich jetzt konkret LT's aus?
Gewoehnlich gar nicht ! Sie kommen normalerweise einfach so, ohne konkreten
Grund. Mitten in einem gewoehnlichen Traum weiss man auf einmal, dass man
traeumt und wird luzid. Ganz selten ist es ein merkwuerdiges Ereignis im
Traum, das einen 'aufweckt'. Im Traum erscheinen solche 'merkwuerdigen
Ereignisse' naemlich dummerweise als durchaus normal, da das Gehirn oder was
auch immer einfach anders arbeitet, ein anderes Denken herrscht vor. Deshalb
halte ich nicht viel davon, sich im Wachzustand jede Stunde zu fragen, ob man
traeumt, in der Hoffnung, dass der Traumkoerper das dann auch macht und luzid
wird (das ist eine der Techniken, um LT's auszuloesen).
Es gibt allerdings eine Situation, in der man LT's relativ leicht bewusst
ausloesen kann: wenn man morgens im Borderland-Zustand aufwacht, kann man oft
einen luziden Traum bewusst ausloesen, denn da ist das Koerpergefuehl noch weg
und ein Austritt faellt relativ leicht. Bisher habe ich zwei Moeglichkeiten
erfolgreich ausprobiert, um das vom Borderland aus zu schaffen (man sollte das
recht schnell nach dem Aufwachen versuchen, und den physischen Koerper dabei
nicht bewegen, dann hat man groessere Erfolgsaussichten !) :
a) Rausdrehen des Traumkoerpers:
man dreht in Gedanken seinen Traumkoerper aus dem physischen Koerper, der
total ruhig bleiben muss, raus, laesst ihn zB aus dem Bett springen. Das
hoert sich sehr abstrakt an, aber in der konkreten Situation hat man oft
ein sehr deutliches Koerpergefuehl des Traumkoerpers, und oft ist durch
Hin-und-Herbewegen ein Austritt (also Abtrennung vom physischen Koerper)
moeglich. Seitliches Rausdrehen funktioniert bei mir am besten. Meistens
landet man dann irgendwo auf dem Boden seines Zimmers. Oft ist die Sicht
anfangs sehr schlecht, man sollte dann so schnell wie moeglich versuchen,
ins Freie zu gelangen (Tip: Rollaeden sind in diesem Zustand durchlaessig),
warum genau ist mir auch nicht klar, aber es hilft einfach. Das Duemmste
ist, aufs eigene Bett zu starren, denn normalerweise liegt niemand drin,
sprich man hat sich in eine andere Welt katapultiert. Das fuehrt zu
ziemlicher Verwirrung, und man bekommt Probleme, sich in der neuen Welt zu
halten. Solange ich in der Naehe meines Ausgangspunkts (meines Zimmers)
war, habe ich auch oft einen starken Sog gespuert, der mich quasi ins Bett
zurueckziehen wollte. Also: so schnell wie moeglich raus aus dem Zimmer,
wenn man diese Technik anwendet. Bei der folgenden Technik ist das egal...
b) Imaginieren:
Augen zu und eine bekannte Szenerie (am besten draussen vor dem eigenen Haus)
so deutlich wie moeglich imaginieren. Das Reinspringen geschieht dann fast
von selbst. Man findet sich auf einmal samt Traumkoerper genau in der Szene
wieder und kann von dort starten. Einfach ausprobieren und den *Koerper*
die Technik lernen lassen, es gibt dabei nicht viel zu verstehen.
Fuer beide Techniken ist es notwendig, schon ein gewisses Gefuehl fuer die
Bewegungen des Traumkoerpers zu haben. Einfach mal im Borderland-Zustand
experimentieren, ist gar nicht so schwer. Man muss sich nur daran gewoehnen,
den Traumkoerper durch Gedankenkraft zu bewegen.
Luzide Träume 2
Maechtigkeit des luziden Zustands
Die Handlungsmoeglichkeiten im luziden Zustand sind nahezu unbegrenzt.
Es gilt hier der Satz von John Lilly:
'Im Bereich des Geistes ist das wahr oder wird wahr, was man fuer
wahr haelt, und zwar innerhalb von Grenzen, die empirisch und experimentell
feststellbar sind. Diese Grenzen sind zukuenftige Ueberzeugungen, die
transzendiert werden muessen. Im Bereich des Geistes gibt es keine Grenzen.'
Diese Aussage kann man sich selbst im luziden Zustand bestaetigen. Man kann
die luzide Welt nach seinem Willen/Gedanken formen, Gott in seiner Welt
spielen, wenn man will (ob das sinnvoll ist, sei dahingestellt). In
jedem Fall kann man in den Traumwelten die Kraft der Gedanken erkennen...
Luzide Träume 1
Motivation dieses Textes
Diesen Text habe ich erstellt, um Leuten, die an luziden Traeumen
interessiert sind, meine bisherigen Erfahrungen damit zu vermitteln. Er
enthaelt ausschliesslich Techniken, die von mir selbst oder Freunden
erfolgreich erprobt wurden und ist deshalb relativ persoenlich gehalten.
In gewisser Weise ist dieser Text also ein Erlebnisbericht. Einzige Ausnahme
ist Kapitel 6. Natuerlich sind meine eigenen Erfahrungen nicht komplett verallgemeinerbar,
aber sie werden sicher dem einen oder anderen helfen, sich schneller in
der anfangs ungewohnten Traumwelt zurechtzufinden.
Wozu luzide Traeume ?
Was sind luzide Traeume ? In solchen Traeumen ist man sich bewusst, dass man
traeumt, man wacht aber trotzdem nicht auf. Das bedeutet, dass man seinen
Traum bis zu einem gewissen Grad selbst steuern oder als bewusster Beobachter
im Hintergrund verfolgen kann. Wozu kann das gut sein ?
Nun, man lernt andere Welten als die Alltagswelt bewusst wahrzunehmen, allein
das ist schon sehr interessant, denn in den Traumwelten gelten voellig
andere Regeln, wie wir noch sehen werden. Ausserdem sind Traeume natuerlich
ein Tor zu unserem Unbewussten, das bedeutet, man steht waehrend eines Traumes
in relativ direktem Kontakt zu seinem Inneren. Wenn man in einem solchen
Zustand luzid wird, kann man seine Innenwelt also gut erforschen. Das sind
fuer mich die zwei Hauptgruende, mit luziden Traeumen zu experimentieren.
Eine Liste interessanter Traum-Experimente findet sich in [4]. Der Sinn des
vorliegenden Textes besteht eher darin, das Know-How zu liefern, um ausgedehnte
luzide Phasen haben zu koennen.
Donnerstag, 13. Dezember 2007
Träumen - eine biologische Notwendigkeit
„Wer nicht träumen kann, muß sterben,“ so der Titel eines
Aufsatzes in der Zeitschrift STERN. Durch ständiges Wecken
hinderte man eine Versuchsperson, 14 Nächte hindurch zu
träumen. Folge: Ein friedlicher Charakter wandelte sich zu einer
enthemmten, feindseligen Natur, strotzend vor asozialen
Gelüsten. Die Traumexperimente mußten abgebrochen werden,
andernfalls wäre die VP „psychologisch völlig
zusammengebrochen und letztlich wohl an Traumlosigkeit
gestorben“, wie der Versuchsleiter Prof. Wiliam C. Dement,
Universität Chicago, nachdrücklich betonte. Ohne Träume
würden wir „hilflos desorientiert erwachen und nach gewisser
Zeit möglicherweise überhaupt nicht wieder zum Bewußtsein
durchkommen“.
So scheint beim Gewohnheitssäufer das Traumleben gestört zu
sein. Anstelle des Traumes tritt als unerwünschte
Ersatzhandlung die Halluzination.
Demzufolge träumt also jeder Mensch, auch diejenigen, die
behaupten, noch nie geträumt zu haben; andernfalls erginge es
ihnen, wie Prof. Dernent feststellt, übel.
Ist Träumen Denken in anderer Form?
Kein wacher Augenblick, in dem die Gedankentätigkeit ruht.
Unentwegt wogt der Strom der Gedanken. - Setzt sich dieser
auch im Schlafe fort? Gestalten sich bei abgeblendetem
Bewußtsein die dahineilenden Gedanken zu Bildern, zu
Abläufen dramatischer Handlungen? Im Sinne des bekannten
Ausspruchs: Im Traum ist jeder Mensch ein Shakespeare.
Das Dramatische ist die Urform der Darstellung. Zwiesprache,
Dialog ist fruchtbares Gestalten. Das Unbewußte „denkt“ in
Bildern. Daher „bildert“ auch der Traum; daher auch die
Bilderschrift als ursprünglichstes Ausdrucksmittel sich bleibend
mitzuteilen.
Mein Erwachen, wie immer auch, bedeutet stets das Ende
eines Traumes; und umgekehrt, ehe das Wachbewußtsein
allmählich versinkt, zeigen sich mir die ersten Traumbilder. Und
Bilder wehen fort, sobald der Schlaf entflieht. Sie erlöschen erst,
wenn das Tagesdenken voll in seine Rechte tritt.
Dank eines Zufalls gelang es dem Assistenten der Chicagoer
Universität Eugen Aserinski nachzuweisen, daß ein
Schlafender träumt. Er entdeckte nämlich, wie der Träumende
hinter geschlossenen Lidern die Augen bewegte: Der sogenannte
REM-Schlaf. (REIM = Rapid Eye Movement = rasche
Augenbewegungen) Diese Entdeckung ermöglicht es der
Wissenschaft zu ermitteln, wann ein Schläfer träumt.
Großversuche entrissen auf diese Weise dem Traum so
manches seiner Geheimnisse; wobei früher Entdecktes
wiederholt in Frage gestellt wurde. So soll sich aus dieser Sicht
Freuds Königsweg zum Unbewußten (eben der Traum) als
Sackgasse entpuppt haben. Wieder einmal ist der (Großpionier,
der als erster Wissenschaftler den kühnen Versuch gewagt hatte,
in die Nachtseite der menschlichen Natur vorzustoßen, um den
Traum seiner Masken zu berauben, ins Kreuzfeuer seiner
Nachfolger geraten. Professor Dement, im Traum keinen
Wunscherfüller im Freudschen Sinne erblickend, spricht von
„irgendeinem Buchhalter ... der Gewinne und Verluste
registriert!“ Wofür es ein gerüttelt Maß an Beweisen geben soll.
Stets sind es jedenfalls die Tiefen des Unbewußten, in die wir
hinabtauchen müssen. Oder wie Daqué vor einigen Jahrzehnten
schon schrieb, Achelis zitierend: „Die Erschließung des
menschlichen Bewußtseins läßt erkennen, daß das Unbewußte in
uns gewissermaßen der große Vorhof ist, auf den die andere, die
übergeordnete Natur sich immerzu zum Vorstoß in die
diesseitige, die bewußte sammelt.“ (Das verlorene Paradies)
Zurück noch einmal zum REM-Schlaf. Er wirft noch ein
zweites Problem auf, und zwar hinsichtlich der Tierseele, deren
Existenz damit um so überzeugender ist. „Daß Tiere im Schlaf
auch träumen, darf heute mit an Sicherheit grenzender
Wahrscheinlichkeit angenommen werden,“ schreibt Heini
Hediger im TAGESSPIEGEL vom 1. Mai 1986. „Schon 1963
konnte E. Hartmann bei einigen Tieren REM-Phänomene
nachweisen. Solche „rapid/-eye/movements“ (schnelle
Augenbewegungen) sind ein sicheres Indiz für Traumphasen."
Übrigens, daß Tiere träumen, davon war schon Jahrzehnte
vorher der berühmte Chirurg Carl Ludwig Schleich überzeugt;
ja er sprach ihnen sogar ein gewisses Maß an Phantasie zu, das
ihnen gestattet, „ihre Vorstellungen durch Gesten,
Schwanzwedeln, Pfotenbitten ... zum Ausdruck zu bringen.“
Drängt sich nicht da unwillkürlich die Frage auf (die auf uns
bezogen ja nicht minder gilt): Wer oder was nimmt im
träumenden Tier das Traumgesicht wahr? Wie überhaupt auch
jeden im Wachen empfangenen Sinneseindruck? Bei uns, beim
Menschen, so glaubt man wenigstens, ist dies bekannt.
Eine Binsenweisheit. Das durch das Auge vermöge des
Sehnerv weitergeleitete Bild gelangt zum Sehzentrum, der durch
das Ohr vermittelte akustische Reiz eilt zum Hörzentrum, und so
ist es mit allen Eindrücken. Alles das aber erfüllt nur dann
seinen Zweck, wenn es von einer übergeordneten Zentralstelle
registriert wird. Von uns, von unserem Ichbewußtsein
selbstverständlich, sagen wir. Ist es wirklich so
selbstverständlich? Oder haben wir es hier bereits mit einem
nicht mehr der physischen Dingwelt angehörenden Prinzip zu
tun? Ein Prinzip, das Schleich sicherlich im Sinne hatte, als er
die tiefgründigen Worte niederschrieb:
Carl Ludwig Schleich: Gedankenmacht und Hysterie
„Auf den feinsten Nervensaiten
spielt ein Spielmann sein Gedicht,
wohl siehst du die Finger gleiten,
doch den Spielmann siehst du nicht.“
Und dieser „Spielmann“ ist nicht mehr von dieser Körperwelt,
wohl aber der Dirigent aus höherem Daseinsplane, der alles
lenkt und leitet, im Körperlichen wie im Geistigen.
Und beim Tier? Vermitteln nicht auch hier Sinnesorgane und
Nervenleitungen den jeweiligen Hirnzentren die empfangenen
Eindrücke? Aber wer ist hier der Empfänger? Auch ein
„Spielmann“? Niederen Grades vielleicht, jedenfalls aber ein
Prinzip, das gleich unserem „Spielmann“ die Eindrücke der
Sinnenwelt aufnimmt, ja das sogar Pferden und Hunden
Rechnen und Buchstabieren beibrachte und Affen die
Taubstummensprache,3 und das gleicherweise im
UNBEWUSSTEN wurzelt, somit auch dem Traumreich
verbunden ist. Träumen demzufolge auch beim Tier, beim
höheren zumindest, eine biologische Notwendigkeit.
Letzten Grundes schöpfen wir alle aus gleicher Quelle, wir und
das Tier, Menschenseeie wie Tierseele.